Landwirt Willi Billau

Willi Billau

Dr. Willi Billau ist im Rheintal geboren, 62 Jahr alt und wie er sagt, mit seiner Frau Marita von der anderen Rheinseite verheiratet. Er hat mit ihr 2 Kinder sowie 4 Enkelkinder. Zusammen mit seinem Sohn Martin betreibt er eine Vater-Sohn GbR, die auf 90 ha Spargel, Erdbeeren sowie Kartoffeln und Erdbeerjungpflanzen anbaut. Seine Tochter Konstanze Pantiru betreibt mit ihrem Mann Ciprian Pantiru einen modernen Knoblauchanbau mit angeschlossenem Pflanzenhandel. Willi Billau ist Vorsitzender des Regionalbauernverbandes Starkenburg. Dieser umfasst die 5 südlichen Landkreise Hessens und befindet sich südlich des Mains, nördlich des Neckars, östlich des Rheins und westlich von Bayern.


Willi Billau erzählt, dass er von einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb komme. Seine Eltern seien sehr kinderreich gewesen und es war lange unklar, ob der Betrieb ihn und seine Frau Marita Billau ernähren könnte. Deshalb beschloss er in jungen Jahren, Agrarwissenschaften zu studieren. Dies bot sich aufgrund seiner Verbundenheit zu den Naturwissenschaften an. In der Praxis, sagt er, hat dies den Vorteil, dass man besser aus seinen Fehlern lernt und schneller daraus seine Schlüsse zieht und so schnell darauf reagieren könne. Anfangs wurde er skeptisch von seinen Kollegen beäugt. Ein promovierter Agrarwissenschaftler geht in die Landwirtschaft? Da kann etwas nicht stimmen! Mit den Jahren hat er seine Kollegen davon überzeugen können, dass er kein besserer oder auch schlechterer Mensch ist und erarbeitete sich im Verband die Akzeptanz seiner Berufsgenossen. Willi Billau sagt, es macht ihm Freude, sich für seine Verbandskollegen einzusetzen. Beim Sprechen  über seinen Berufsstand merkt man dies auch deutlich. Über das Landwirtschaftsstudium sagt Willi Billau, dass dieses eines der vielfältigsten Studiengänge sei, die man machen kann. Hier könne, je nach persönlichen Neigungen, von den Naturwissenschaften bis zur Tiermedizin diverse Fächer belegt werden und der Absolvent kann sich so ideal auf seine spätere Spezialisierung vorbereiten. Nun, wo es in der Landwirtschaft wichtig ist, auf verschiedene politische Probleme wie Grundwasserschutz, Insektenschutz und Tierschutz einzugehen, erwies sich ein landwirtschaftliches Studium als nützlich, um Stellung zu beziehen und ernst genommen zu werden.

Zu den Vorwürfen, die der Landwirtschaft gemacht werden, sagt Willi Billau, dass diese bei Weitem nicht in allen Einzelheiten richtig seien und es gehe nun darum, die Politik davon zu überzeugen, dass die Landwirtschaft hervorragende Produkte hervorbringt, naturnah und umweltschonend wirtschaftet und das Grundwasser schützt. Hier ist es von Vorteil, eine naturwissenschaftliche Expertise ausgebildet zu haben.


Willi Billau berichtet auch, dass die Technik sich in den letzten Jahren unheimlich weiterentwickelt hat. Seit den 60er-Jahren steigerte sich die Zugkraft der Traktoren durch Allradantrieb und stärkere Motoren enorm. Auch berichtet Willi Billau über die Elektrifizierung des Traktors. Mit dem elektrohydraulischen System wurde es möglich, die Hydraulik per Knopfdruck auszuheben. Die Digitalisierung der Landwirtschaftmacht mache Spaß und hält die Jugend dabei. Heute ist es möglich, grammgenau auf den Zentimeter zu düngen und die Zielorganismen genau zu bekämpfen oder zu stärken. Ein Abdrift, das heißt, wenn Düngemittel und Pflanzenschutzmittel auf das Nachbarfeld oder ins Grundwasser gelangen, sei heute kaum noch vorhanden. Teilflächen können zielgenau bearbeitet werden, ohne Flächen aus Versehen doppelt mit Dünger und Pflanzenschutzmittel zu behandeln. Eine deutliche Steigerung der Wirtschaftlichkeit. Dies würde durch die Nutzung von GPS und von Satelliten möglich. Ein gutes Beispiel für die Digitalisierung der Landwirtschaft ist das in Darmstadt ansässige Start UP Spacenus, das 2019 den Gründerpreis bekam und weltweite Satellitenbefliegungen durchgeführt. Spacenus hilft Waldschäden und Rohstoffe aus der Luft zu erkennen.

Spacenus hilft der Landwirtschaft seit ein paar Jahren mit Satellitenbildern ihre Felder zu bearbeiten. Mithilfe von Infrarot und Fluoreszenz erhalten Landwirte Auskunft über die Nährstoffversorgung von ihren Feldern. In der App Solorrow kann der Landwirt die Grenzen seiner Felder eingeben und an den Bodenwerte genau ablesen, wo später, mit wenig, mit einem normalen oder auch einem besonders guten Ertrag zu rechnen ist. Wenn die Maschinen des Landwirtes mit der entsprechenden Technik ausgerüstet sind, kann man so zielgerichtet die Felder düngen.

Eine weitere Neuerung, so berichtet Willi Billau, ist der Diagnosespaten. Während früher die Bodenanalyse eine anstrengende Arbeit war, der Landwirt über die Felder fahren musste um Probebohrungen durchgeführen um diese dann ins Labor zu senden und erst Wochen später die Auswertung bekam, geht dies heute mit dem Diagnosesparten deutlich schneller. Der Landwirt sticht den Diagnosesparten in den Boden. Mithilfe von ionensensitiver Feldeffekttransistoren können sämtliche Parameter wie Nährstoffgehalt, der Wassergehalt, der Humusgehalt sowie verschiedene andere physikalische Parameter, wozu die Bodentemperatur gehört, bestimmt werden. Das alles präzise und Standort genau. In der Cloud werden die Daten ausgewertet und der Landwirt erkennt genau, wie es um die Nährstoffversorgung seiner Felder beschaffen ist. Der Bauer kann seine Düngung mit Nährstoffen und Wirkstoffen aufs Gramm präzise auf seine Felder anpassen. Mithilfe der erfassten Daten kann auch vorausgesagt werden, wo das Getreide zuerst erntereif ist. Die Lohnunternehmen können sich nun zum Beispiel absprechen, dass sie im Süden beginnen, sich über das Ried in den Norden hocharbeiten, danach sich im vorderen Odenwald vorarbeiten und  in den Mittelgebirgslagen ihre Arbeit fortsetzen.

Willi Billau berichtet auch über die Tierwirtschaft. Früher, als jeder Landwirt noch wenige Kühe besaß und seine Kühe noch beim Namen kannte, wusste der Bauer genau, wie viel Milch seine Kühe täglich geben und wie viel Futter die Kuh täglich braucht, er wusste, wann seine Kühe brünstig sind, ihren Eisprung haben und der beste Zeitpunkt zum Besamen ist. Heute, wo die Kuhställe mit 100-300 Kühen besetzt sind, ist dies nicht mehr so einfach möglich. Mit einem Transponder wird beim vollautomatischen Melken die Menge an Milch abgespeichert, die zum Beispiel die Kuh Nummer 17 gegeben hat, und an den Fütterungscomputer weitergegeben. Der Fütterungscomputer weiß nun genau, welche Nährstoffe und wie viel Kraftfutter die Kuh Nummer 17 braucht.

Besonders wurden die Schweinemäster von Corona getroffen. Vor Weihnachten konnten diese mit sehr guten Preisen von über 2 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht rechnen. Zu diesem Zeitpunkt hatten Schweinemäster ein gutes Auskommen. Als sich im März Corona  über das Land ausbreitete und sich bei Tönnies einige Mitarbeiter mit Corona infizierten, sank der Preis auf 1,45 Euro. Dies wurde durch das feuchte Kühlhausklima in den Arbeitsräumen begünstigt. Mitte Juni wurde Tönnies bis Mitte Juli geschlossen, um an den Arbeitsbedingungen Verbesserungen vorzunehmen. Bereits hier stauten sich die Schweine in den Ställen der Mäster. Der Preis pro kg Schlachtgewicht sank auf 1,45 €. Was es bereits hier schwierig machte, mit der Schweinehaltung Geld zu verdienen. Als sich an der polnischen Grenze Wildschweine  mit der afrikanischen Schweinepest infizierten, sank der Preis pro Kilogramm Schlachtgewicht auf 1,10 Euro. Und das, obwohl, in den Beständen der Schweinemäster keine Sau mit der afrikanischen Schweinegrippe erkrankt war. Mit seiner Reaktion den Import von Schweinefleisch zu verbieten, tat China sein übriges dazu. Mit diesen Preisen sagt Willi Billau lässt sich kein Geld verdienen und viele Betriebe halten der psychischen Belastung nicht mehr stand und spielen mit dem Gedanke des Ausstiegs aus der Schweinehaltung. Der Export ist zum Teil nötig, da in Deutschland nur die Edelteile gegessen werden und zum Beispiel die Füße, die Schwarte sowie verschiedene andere Teile sonst in der Tonne landen würden. Die afrikanische Schweinepest übertrug sich bisher noch nicht auf den Menschen. Für Schweine endet die afrikanische Schweinegrippe meist tödlich. Profitiert haben entgegen die Spargel und Erbeerbauer. Diese konnten aufgrund der fehlenden Saisonarbeiter nicht ihre komplette Ernte einfahren. Somit war weniger Ware auf dem Markt und die Preise stiegen an. Somit konnten diese aufgrund der Entlastung der Märkte sowie der eingesparten Arbeitsleistung höhere Gewinne erzielen. Vollständig zu sehen bei Pegasus Late Night

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